«Wir müssen mehr Fachkräfte ausbilden»

    Die Multimedia-Branche bewegt sich in einem dynamischen Umfeld und einem starken Wandel. Die grösste Herausforderung ist genügend Fachkräfte ausbilden zu können. Mit einem revidierten Berufsbild und einem zertifizierten Lehrgang für Quereinsteiger wird der Fachkräftemangel bekämpft.

    (Bilder: zVg) Attraktive Berufe mit Perspektive: Die Branche benötigt dringend mehr Fachkräfte.

    Moderne Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Informations-Technologie prägt heute unseren Alltag. Die Multimedia Branche ist eine Hochleistungsbranche, die rapide wächst. Hinzukommt noch das veränderte Konsumverhalten – bedingt durch die Pandemie – dass die schnelllebige Branche stark beeinflusst und fordert. «Der Onlinehandel hat vieles verändert und einige unserer Mitglieder aus der Consumer-Electronics Branche sind daher stark gefordert», stellt Mary Napoli, Geschäftsführer von Multimedia Tec Swiss fest. Dies führte dazu, dass einige Unternehmen keine Nachfolger fanden oder den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen liquidierten. «Dafür ist der Markt für professionelle AV-Technik stark gewachsen – dieser und ähnliche Branchenzweige verschmelzen immer mehr.» Die Home-Office Pflicht oder Online-Meetings haben den Absatz in der Multimedia Branche positiv beeinflusst: «Die Tatsache, dass Menschen grundsätzlich mehr Zeit zu Hause verbringen, führt Konsumentinnen und Konsumenten dazu, ihre Geräte und Systeme aufzurüsten und in den eigenen vier Wänden ein professionelles Büro einzurichten.» Besonders gefragt sind hybride Lernumgebungen wie auch die Ausstattung für Videokonferenzen Zuhause und an Arbeitsplätzen. «Der Trend zu noch besserer Bildauflösung (8K) sowie Kameras und Mikrofone, die in Videokonferenzen die Teilnehmer orten und perfekt einfangen können, treibt den Markt momentan voran», so Napoli. Der technische Fortschritt in der Branche ist gross. Daher sind viele Firmen bereit, in interne Aus- und Weiterbildungen sowie Kurse durch Lieferanten zu investieren, um so mit dem starken Wandel und den vielen neuen Anforderungen auf dem Markt gerecht zu werden.

    Zudem sind die Konsumenten gerade in der aktuellen Situation der Energiekrise sensibilisiert und achten auf den Energieverbrauch eines Gerätes bevor sie es anschaffen. «Besonders bei LED-Wänden sind Firmen heute kritischer eingestellt als noch vor einem Jahr. Unsere Mitglieder sind deshalb noch enger mit den Herstellern und Importeuren im Austausch, um das gesammelte Wissen an die Konsumenten weiterzugeben.»

    Mary Napoli: «Durch die stetige Weiterentwicklung der Technik, gibt es für den Markt immer wieder neue attraktive Geschäftsfelder.»

    Berufsbildungsreform bis 2024
    Als Berufsverband richtet der MMTS seinen Hauptfokus auf die Bildung. «Alle unsere Ziele basieren darauf, dass wir eine solide und zukunftsorientierte Grundbildung anbieten und sich die Mitarbeitenden unserer Mitglieder fortlaufend weiterbilden können», sagt Napoli. Aus diesem Grund wurde 2020 die Stiftung SmartTech Education Swiss gegründet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, schweizweit die Berufs- und Weiterbildung im Bereich vernetzte Gebäude und Städte zu unterstützen und zu fördern. Im Fokus stehen die berufliche Grundbildung und die höhere Berufsbildung. Rund 140 Multimediaelektroniker/in EFZ und über 500 Detailhandelsfachleute in der Branche Consumer Electronics werden jährlich in der ganzen Schweiz ausgebildet. Der Beruf Multimediaelektroniker/in EFZ, wird ab August 2024 zu einem neuen Bildungsplan erneuert. Bei den Berufsbilder Detailhandelsfachmann/-frau und Detailhandelsassistent/in EBA vertritt der MMTS die Branche Consumer Electronics und organisiert und führt im Berufsbildungszentrum in Grenchen die überbetrieblichen Kurse (üK’s) durch.

    Die Berufe im Bereich Multimedia sind abwechslungsreich und bieten technisch Interessierten beste Perspektiven in einer von stetigen Veränderungen geprägten Branche. Die Berufe sind daher gefragt. Dazu Napoli: «Die stets neuen Möglichkeiten, die uns die Technik bietet, sorgt für grosses Interesse und motiviert neugierige Junge.» Dennoch ist die Nachfrage auf dem Markt grösser als das Angebot. «Wir müssen mehr Fachkräfte ausbilden. Zurzeit müssen wir auf Quereinsteiger zurückgreifen, um den Bedarf zu decken», betont Napoli. Dank den grossen Bestrebungen des engagierten Verbandes, zusätzliche Lehrstellen zu fördern, konnten in den letzten beiden Jahren wieder mehr Lernende im Beruf Multimediaelektroniker/in EFZ, rekrutiert werden. Um die grosse Nachfrage an Fachkräften, welche die Branche verspürt, zu decken, arbeitet der Verband an einem zertifizierten Lehrgang für Quereinsteiger.

    Sensibilisierte Konsumenten: Detailhandelsfachleute in Fachgeschäften oder Fachmärkten der Consumer Electronics Branche beraten Kunden professionell bei der Auswahl der für ihre Wünsche und Anforderungen geeigneten Techniken.

    Auch Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema des MMTS. So arbeitet der Verband gemeinsam mit swisscleantech an Businessmodellen zum Thema Kreislaufwirtschaft. «Dies sind Businessmodelle, die nicht Produkte verkaufen, sondern ein Produkt als einen Service anbieten. Mit Fical, der von uns, vor 77 Jahren gegründeten Finanzierungsgenossenschaft, haben wir einen Partner, der uns bei Fragen zu Finanzierung, rechtlicher Sicherung, Risikominimierung, etc. unterstützt.» Einige Mitglieder setzen das schon erfolgreich um. Der Verband ist auch auf politischer Ebene aktiv. Hier fordert der Verband mehr finanzielle Mittel für das duale Berufsbildungssystem. «Im Moment stemmen wir das mit viel persönlichem Engagement unserer Ausbildner, die sich über alle Massen für die nächste Generation einsetzen», betont Napoli. Aktuelles Projekt des Verbandes ist die Totalrevision des Berufsbildes Multimediaelektroniker/in EFZ zudem das Weiterbildungsangebot zu festigen und zu erweitern.

    «Durch die stetige Weiterentwicklung der Technik, gibt es für den Markt immer wieder neue attraktive Geschäftsfelder», so Napoli und ergänzt: «Wichtig dabei ist es die richtige Marktstrategie zu treffen und dabei den Fokus auf den Menschen – dabei denke ich an Mitarbeitende, Kunden, Unternehmer – nicht zu verlieren.»

    Corinne Remund

    www.mmts.ch


    DAS MACHT MMTS – Gemeinsam stärker sein

    Der Verband Schweizerischer Radiogeschäfte VSR wurde 1924 mit 32 Mitgliedern gegründet. Hauptgrund war damals eine Plattform für den qualifizierten Fachhandel zu bilden – denn damals gab es noch keine Konzessionsbehörde, weder für Geräte noch für Installationsbetriebe. Als Fernsehgeräte den Markt eroberten, wurde der VSR zum VSRT ausgerichtet. 2019 hat sich der Verband entsprechend dem neuen Marktumfeld mit neuen Anwendungen wie Audio-Videotechnik, Netzwerktechnik, Gebäudeautomation, vernetzte Gebäude und Infrastruktur neu ausgerichtet und seine Statuten angepasst. Dies verlangte eine Namenänderung in Multimedia Tec Swiss MMTS. Der aktive und engagierte Berufsverband vertritt die Interessen der gesamte Multimedia-Branche gegenüber Behörden, anderen Verbänden, Konsumenten und Dritten. Der Verband ist bestens vernetzt und pflegt mit EURONICS und Electronic Partner sowie der FICAL eine gute Zusammenarbeit. Hauptaufgabe des Verbandes ist die berufliche Aus- und Weiterbildung in der Mulimediabranche und damit die Entwicklung der dafür nötigen Berufsbilder. MMTS betreibt in Grenchen das Berufsbildungszentrum, das mit seiner modernen Infrastruktur höchsten professionellen Ansprüchen gerecht wird.

    Multimedia Tec Swiss zählt aktuell 224 Mitglieder. Dies sind Multimedia Fachhändler, PRO-AV, Integratoren, Audio-Video Geschäfte, Kabelnetzbetreiber, Distributoren, Hersteller, Importeure, Grossisten, Eventelektronik- und Sicherheitstechnik-Unternehmungen und noch einige Spezialgeschäfte.

    CR

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