Coworking Spaces sind voll im Trend – aber nicht als Geschäftsmodell, sondern als Kultur. Dabei steht der Community-Gedanke im Mittelpunkt: Gemeinsam Idee austauschen, gemeinsam etwas bewegen, gemeinsam etwas unternehmen. Nur wollen die Initianten und Mitinhaber der Effinger Coworking Space Bern nach demselben Prinzip eine «Filiale» in Zofingen im Kanton Aargau lancieren.
Coworking Spaces boomen zurzeit, nicht zuletzt auch wegen der Pandemie, die neue Arbeitsmodelle vorantreiben. Während das Coworking in den letzten Jahren vor allem in grossen Städten als Businessmodell angesehen wurde und funktionierte, bekommt es jetzt in dezentralen Gemeinden eine ganz neue Bedeutung. «Coworking ist nicht nur einfach ein geteilter Arbeitsplatz und kein Geschäftsmodell, sondern eine neue Arbeitsform und Zusammenarbeitskultur», erklärt Urs Vögeli und der Politikwissenschaftler und Geschäftsführer der Politikwissenschaftlichen Beratung Schweiz GmbH doppelt nach: «Es geht um Vernetzung und Integration. Denn Coworking ist nicht nur für klassische Start-ups und Jungunternehmen gedacht, sondern auch offen für Kreative, Künstler und andere Weltveränderer.» Als Mitinhaber des Effinger Coworking Space Bern hat Vögeli grosse Erfahrung mit der Community-Kultur. Der Community-basierte Ansatz lebt er nun bei einem neuen, innovativen Projekt mitten in seiner Heimatstadt Zofingen im Kanton Aargau weiter. Zusammen mit dem Zofinger Salsa Lehrer Miguel Lopes lanciert er einen neuen Coworking Space. Einen ersten Versuchsballon starteten sie mitten im Gastro-Lockdown. Dabei nutzten sie für mehrere Monate das Restaurant Rathaus in Zofingen als temporären Arbeitsort – mit Erfolg. Der erste Grundstein für das neue Projekt war gelegt.
Integrieren und vernetzen
Beim Aufbau des neuen Coworking Space steht die Community im Mittelpunkt: «Wir schauen zunächst, welches die Bedürfnisse und die Träume der Leute sind und definieren erst danach gemeinsam das Angebot und die Infrastruktur.» Denken in Ökosystemen, nennt Vögeli das. Das neue Coworking Zofingen – mittlerweile wurde ein Verein gegründet – sieht sich somit auch eher als Genossenschaft. Gemeinsam werden die Räume auf drei Etagen renoviert, ausgebaut und gestaltet. Ab September 2021 startet das neue Coworking Zofingen mit seinem vielseitigen Angebot «Coworking – Comove – Cocreation» so richtig durch. Es bietet flexible und fixe Arbeitsplätze, diverse Sitzungszimmer, aber auch Räume für Tanz, Bewegung und Gesundheit, sowie Kinderbetreuung. «Wir möchten Unternehmertum, soziale Innovation und interdisziplinäre Netzwerke vereinen. Wir schaffen keine Konkurrenz, sondern Kollaboration», betont Vögeli. Nach dem Motto «Wir integrieren, was schon vorhanden ist und vernetzen, wo noch keine Verbindung besteht», ist den Initianten gelungen, das Innovations- und Gründerzentrum Zofingen IGZ sowie die Wirtschaftsförderung Oftringen Zofingen an Bord zu holen.
Leben und Wertschöpfung in die Stadt bringen
Coworking soll aber auch das lokale Gewerbe stärken. «Wenn wieder mehr Menschen lokal arbeiten, konsumieren sie auch vor Ort», so Vögeli. Coworking ist somit auch als Alternative zu Homeoffice und Pendeln gedacht: «Es soll ein inspirierendes Umfeld sein, indem man arbeitet, seine Träume verwirklicht und sich über den Tellerrand hinaus verbindet» sagt Vögeli. Er ist überzeugt, dass so das unternehmerische Umfeld der Zukunft entsteht. «So rücken wir die Verbindung von Familie, Nachbarschaft, Freizeit und Arbeit ins Zentrum. Kinder und Familien sollen bei uns auch einen Platz haben.» Aus Erfahrung weiss der Strategieberater, dass dies auch mit Wirtschaft und Business einhergeht. Beweis dafür ist der Effinger Coworking Space Bern, der sich gerade jetzt dank gutem Netzwerk und dem Gemeinschaftsgedanke als äusserst krisenfest zeigt. «Die Integration von vielen Branchen und Lebensbereichen schafft die dringend nötige Innovation und Perspektiven, die wir gerade jetzt so sehr brauchen, um die aktuelle Krise, die Globalisierung und den digitalen Wandel zu meistern», ist Vögeli überzeugt.
Corinne Remund