«Bei uns finden alle und alles Platz und Raum»

    Vor einem Jahr hat die Palaveria in Zofingen zum ersten Mal ihre Tore geöffnet. Die drei Initiantinnen können eine positive Bilanz ziehen: Spannende Begegnungen und aussergewöhnliche Events rund um Kunst, Handwerk und Kultur finden im Raum der ehemaligen Milchzentrale statt. Sie ist zu einem kosmopolitischen Stammtisch geworden, an dem alle willkommen sind.

    (Bilder: CR) Die Initiantinnen Sandra Rufli und Hanni Golling (v.l.): «Wir haben einen Begegnungsraum für Kultur jeglicher Art geschaffen. Es funktioniert und wird geschätzt.»

    Ein Herbstabend im Oktober: Es dunkelt schon bald und wer an der Palaveria an der Schmiedgasse 6 in Zofingen vorbeigeht, sieht hinter den grossen, beleuchteten Glasfronten direkt in die heimelige Stube der ehemaligen Zofingen Milchzentrale. Dort warten die im Halbkreis aufgestellten Stühle auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auf dem Programm steht «Heilsame Pflanzen und wärmende Geschichten in der kühlen Jahreszeit» mit der Zofinger Homöopathin Dorine Talamona. Nach und nach treffen die Frauen und auch wenige Männer ein und werden von den beiden Gründerinnen Hanni Golling und Sandra Rufli herzlich willkommen geheissen. Am 20. Oktober vor einem Jahr hat die Palaveria zum ersten Mal ihre Tore geöffnet. «Wir haben ein erfolgreiches Jahr mit diversen Veranstaltungen, Workshops etc. hinter uns. Ebenso können wir den Raum auch für die unterschiedlichsten Events schon relativ oft vermieten», freuen sich die beiden Hausherrinnen. Und sie ergänzen: «Wir haben zwei Standbeine: Eigene Anlässe wie beispielsweise eine Bierdegustation mit François Baeriswyl oder ein authentischer Vortrag mit Uschi Wagner über ihr Leben als Kind der Landstrasse, Mundartlesungen, Märchenabende etc. Dies Anlässe bieten wir zu einem kleinen Unkostenbeitrag an.» Mit einem kleinen Apéro bei Most, Tee oder Kaffee sowie einem salzigen oder süssen Gebäck klingt der gemütliche Abend jeweils aus.

    Gefragter Bücherschrank
    Die Idee, mitten in der Zofinger Altstadt die Kleinkunstszene mit einem Raum für Anlässe in den Bereichen Kunst, Handwerk und Kultur zu ergänzen, hatten Hanni Golling, Sandra Rufli sowie Nicola Buschbaum – die Dritte im Bunde – schon lange: «Der schöne Raum neben dem Schmuckatelier der Goldschmiedin Nicola Buschbaum hat uns immer schon fasziniert und interessiert, aber die Miete dafür war für jede von uns alleine zu teuer. Deshalb haben wir uns zusammengetan.» Entstanden ist eine Schreibstube, in der Sandra Rufli primär für sich ihre Gedanken aufs Papier bringt, Gedichte kreiert und Kurzgeschichten schreiben kann. Ebenso einen festen Platz haben die unzähligen Märchenbücher von Hanni Golling gefunden. Die Finanzfachfrau, die die Niederlassung Brittnau der Aargauischen Kantonalbank leitet, kann hier ihre Märchenarbeit vertiefen. «Wer will kann hier in das faszinierende Reich der Märchen aus aller Welt eintauchen, lesen, träumen und sich von zauberhaften Erzählungen aus dem Reich von 1001 Nacht verzaubern lassen.» Der ganz persönliche «Liebling» von Sandra Rufli, die als diplomierte Treuhandexpertin arbeitet, ist der Bücherschrank beim Eingang. «Das Bringen und Holen von Büchern scheint einem grossen Bedürfnis zu entsprechen. Unser Bücherservice hat sich bereits nach wenigen Wochen etabliert», freut sich die Kassierin der Palaveria. Ursprünglich hätte sie gerne eine alte Swisscom-Telefonkabine zu einem Bücherschrank umgewandelt, aber diese Idee sei aus finanziellen Gründen schlichtweg nicht realisierbar gewesen. «Unser alter Schrank tut es auch», ist Rufli zufrieden.

    Ein Ort zum Träumen, und sich Austauschen: Die Palaveria in der ehemaligen Milchzentrale mitten in der Zofinger Altstadt.

    Netzwerken, träumen und palavern
    Die drei Powerfrauen sind sich einig: «Bei uns finden alle und alles Platz und Raum.» Ein fixes Jahresprogramm gibt es nicht. «Ideen werden an uns herangetragen, oder entstehen in einem Gespräch per Zufall. Manchmal ergibt sich auch ein Event ganz spontan aus dem Bauch heraus, wir sind da ganz unkompliziert», erklärt Tausendsassa Hanni Golling, die ein Netzwerk aus Kontakten, Ideen und Taten ist. Egal ob Geburtstags-Apéro, Vorstandsitzung – wichtig ist den drei Zofinger Business Professional Women, dass der Raum genutzt wird zum sich austauschen, netzwerken und ganz wichtig eben palavern. «Wir haben damit einen Stammtisch und Bewegungsraum für Kultur jeglicher Art geschaffen.» Wer allerdings Palavern mit kulinarischem Genuss verbinden will, der muss ein Catering organisieren, denn der Raum verfügt über keine Gastroeinrichtung. Und was wünschen sich die drei kreativen Frauen für die Zukunft für ihre Palaveria: «Viele gute Begegnungen, tolle Anlässe, ungewöhnliche Entdeckungen. Wir hoffen mit diesem einzigartigen Begegnungsort möglichst vielen unterschiedlichen Menschen eine Plattform zu bieten, wo sie lachen, reden, netzwerken, träumen oder einfach nur sein können.» Übrigens mittlerweile haben die drei Initiantinnen einen Verein Palaveria gegründet.

    Corinne Remund

    Weitere Infos:
    www.palaveria.ch

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